Nichts zu verlieren beim Spitzenreiter
Das Spiel: Auf den TuS Vinnhorst wartet innerhalb von fünf Tagen der nächste Gegner aus der Spitzengruppe. Am Donnerstagabend (Anwurf 19:30 Uhr) trifft das Team von Trainer Davor Dominikovic in der Potsdamer MBS Artena auf den Tabellenführer vom 1. VfL Potsdam. Das Duell gab es in den letzten Jahren häufiger. Zwei Jahre lang traf man in der Aufstiegsrunde zur zweiten Liga aufeinander, bis Potsdam, ein Jahr vor dem TuS, souverän hochgegangen ist. Zwei Jahre später kratzen „die Adler“ bereits am Tor zur Bundesliga.

Der Gegner: Gleich drei U21-Weltmeister spielen aktuell für den 1. VfL Potsdam. Der Verein ist so etwas wie die Kaderschmiede des deutschen Handballs und das liegt vor allem an einer Person: Bob Hanning. Der 56-jährige ist der „Bunte Hund“ in der deutschen Handballszene und einer ihrer, wenn auch nicht unumstrittenen, Vordenker. Als Geschäftsführer der Füchse Berlin hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Kooperation mit den Adlern aus Potsdam, die inzwischen so etwas wie ein Ausbildungsverein für die Berliner Talente geworden sind. Die Spieler werden in der Jugend der Füchse ausgebildet und holen sich dann ihre Spielpraxis bei den Potsdamern, bis sie stark genug sind die Bundesligamannschaft zu verstärken. Hanning agiert seit zweieinhalb Jahren auch offiziell als Cheftrainer der Potsdamer, hatte den Zweitligaaufstieg zur „Chefsache“ erklärt und wird nach dieser Saison den Posten verlassen, den Potsdamern aber in anderer Funktion erhalten bleiben.
Sechs Siege in Folge gab es zuletzt für den Tabellenführer. Ganze 19 mal blieb man ungeschlagen, bei nur zwei Unentschieden. Beeindruckende Zahlen, die sich auch in den Individual-Statistiken der Liga wiederspiegeln: U21-Weltmeister Max Beneke führt die Torschützenliste der Liga mit 186 Toren in 22 Spielen an, mit genau 50 Toren Vorsprung. Noch zwei weitere Spieler der Potsdamer sind unter den Top 30 der Liga, Kreisläufer Josip Simic (93 Tore) und der zweite Feldspieler aus der U21-Weltmeistermannschaft, Moritz Sauter. Torhüter Lasse Ludwig, der dritte im Bunde, ist der drittbeste Keeper der Liga mit 230 Paraden bei 30,7% gehaltenen Bällen.
Der TuS: Es kommt also einiges zu auf den TuS. Auch das Hinspielergebnis gibt nicht unbedingt Anlass zur Hoffnung. Die Potsdamer dominierten im Vinnhorster Sportzentrum und setzten sich verdient mit 22:31 (10:12) durch. Nur in der ersten Halbzeit hielten die Rot-Blauen mit, ehe vor allem Max Beneke den Unterschied ausmachte. Der Linkshänder im Rückraum erzielte 13 Treffer. Dennoch fahren die Vinnhorster nicht nach Potsdam, um nur die Punkte dort abzugeben. Nicht zuletzt das Spiel in der Aufstiegsrunde vor zwei Jahren, man verlor in letzter Sekunde durch einen fragwürdigen Siebenmeter, hat gezeigt, dass auch bei den Adlern etwas drin ist. Zumal die Vinnhorster unbelastet in das Spiel gehen und völlig frei aufspielen können. Die erste Viertelstunde zuletzt gegen Hamm hat gezeigt, was möglich ist, wenn die Mannschaft ihr volles Potenzial ausschöpft. Erst als Hamms Torhüter anfing sein Tor zu vernageln gerieten die Rot-Blauen ins Hintertreffen.
Natürlich wäre es eine Riesen-Sensation, sollte der TuS etwas zählbares aus Potsdam mit nach Hannover bringen, aber diese Zweitligasaison hat schon die eine oder andere Überraschung gesehen. Die Mannschaft will sich wieder von ihrer besten Seite zeigen und die selbe Leidenschaft und das Engagement aus den Trainingseinheiten auch im Spiel auf die Platte bringen. Außer dem langzeitverletzten Falk Kolodziej kann Davor Dominikovic personell aus dem Vollen schöpfen. Er und sein Team reisen auf jeden Fall hochmotiviert zum Spitzenreiter.
Auch einige Fans der roten Wand werden sich auf den Weg machen, auch wenn der Spieltermin für Auswärtsfahrer, wie schon am letzten Montag, beim Spiel gegen Hüttenberg, kaum unglücklicher liegen könnte. Für alle, die es nicht mit nach Potsdam schaffen überträgt der Sportstreamingdienst DYN das Spiel wie gewohlnt live in die heimischen Wohnzimmer.