Auf Wiedersehen in Liga zwei!

Auswärtsfahrten sind schön. Besonders, wenn es zum letzten Spiel der Aufstiegsrunde geht und man schon als Aufsteiger feststeht. So machten sich am vergangenen Freitag etwa 200 Vinnhorster Fans gemeinsam mit der Mannschaft auf den Weg nach Hildesheim, um erst ihr Team und später mit dem Team zu feiern. Die Mannschaft derweil wollte sich ordentlich in den Sommerurlaub verabschieden und mit einem Sieg das deutliche Zeichen setzen, dass sie absolut zurecht in die zweite Liga aufsteigen. Und das zeigte sie auch, mit dem 30:36 (14:14).

26.05.2023 , TuS Vinnhorst , Handball , Regionalliga , Saison 2022-23 , Foto: Florian Petrow Hildesheim-Vinnhorst

Das Highlight der ersten Halbzeit war im Grunde der Empfang der Vinnhorster Fans für ihre Mannschaft. Alle waren in rot erschienen und viele schwenkten blaue Fahnen unter tosendem Lärm. So wurde schnell klar, wer auf der Tribüne die Oberhand in der Volksbank-Arena hat. Auf dem Spielfeld dauerte das etwas. Denn beide Mannschaften agierten zunächst etwas nervös und machten einige technische Fehler. So fielen auf beiden Seiten viele Tore durch Tempogegenstöße und es ging auch was den Spielstand anging, immer wieder hin und her. 4:6 für Vinnhorst, 8:6 für Hildesheim, 11:8 für den TuS. So wogte das Spiel hin und her. Bis zur Halbzeit glichen die Hausherren noch zum 14:14 aus.

Der TuS kam deutlich konzentrierter aus der Kabine für den zweiten Durchgang. Beim 19:22 in der 39. Spielminute waren die Rot-Blauen wieder drei Tore vorn. Jakob Bormann erhöhte in der 45. Minute auf 22:27. Davon erholten sich die tapfer kämpfenden Hildesheimer nicht mehr. Der TuS spielte die Partie nun souverän runter, während die Hildesheimer versuchten, das Ergebnis im Rahmen zu halten. Die Stimmung auf der Gästetribüne wurde besser und besser und als dann Youngster Silas Reichmann mit einem Rückraum-Hammer zum 28:34 traf, gab es endgültig kein Halten mehr.

 Überhaupt muss man hier an dieser Stelle mal ein Wort über die Jugendarbeit beim TuS verlieren: Gleich drei Talente aus der A-Jugend haben es in dieser Saison ins Team der ersten Herren geschafft. Neben Reichmann,  der sogar noch ein weiteres Jahr A-Jugend spielen kann, genau wie Torhüter Bent-Ole Krebs, hat auch Kreisläufer Timo Schlundt dauerhaft am Trainingsbetrieb der Ersten teilgenommen und einige Drittligaminuten gesammelt. Die von Clife Beyer-Pohl trainierte A-Jugend selbst nimmt erstmals an der Relegation zur Oberliga teil und konnte bereits den ersten Sieg einfahren. Gleiches gilt für die von Yannik Müßner trainierte B-Jugend in der Verbandsliga-Relegation und auch die C-Jugend ist erfolgreich in die Landesliga-Relegation gestartet. Was da in den letzten zwei Jahren gewachsen ist, seit man wieder auf eine eigene Jugend setzt, verdient einige Beachtung. Mannschaftskapitän Maurice Lungela sorgt in seinem Engagement als Jugendkoordinator für eine große Aufbruchsstimmung. So ist die Verknüpfung von Spitzensport und Jugendarbeit in Vinnhorst bisher ein Erfolgsmodell und soll noch weiter ausgebaut werden. Davon profitiert der gesamte Verein.

Die letzten Minuten des Spiels gingen unter Standing-Ovations und Jubelchören fast unter. Am Ende siegte der TuS mit 30:36 und durfte endlich mit den Fans feiern. Nachdem man fair die Verabschiedungen der Hausherren abwartete, kannten Mannschaft und Fans kein Halten mehr. Beide Trainer flogen mehrfach durch die Luft und die Spieler zeigten bei der „Raupen-Polonaise“ noch einmal alles. Im Anschluss wurden die emotionalen Erlebnisse dieser unvergesslichen Saison noch einmal in Kleingruppen diskutiert.

26.05.2023 , TuS Vinnhorst , Handball , Saison 2022-23 , Foto: Florian Petrow Hildesheim-Vinnhorst Davor Dominikovic wird gefeiert

Da war die fast perfekte Vorrunde, mit dem unglaublichen Torverhältnis von 792:579 in 24 Spielen, also knapp 9 Toren Unterschied im Durchschnitt, gefolgt von den zwei Premieren-Auftritten des TuS im DHB-Pokal, mit dem Sieg gegen Zweitligist Eintracht Hagen in der ersten Runde und dem ersten Pflichtspiel des TuS gegen einen Bundesligisten in der zweiten Runde gegen den ASV Hamm, vor erstmals ausverkauftem Sportzentrum. Da war die Auslosung der Aufstiegsrunde mit den zwei schweren Auswärtsspielen in Emsdetten und Aue, das brutal schwere Auftaktspiel gegen Krefeld, der famose Sieg in Ferndorf und der Nervenkitzel gegen Hanau. Und dann kam das 25:25 in Emsdetten. Am Ende jubelten die Hausherren über das Ergebnis, weil der TuS so nah am Sieg war. Da war das Wiedersehen mit Oppenweiler Backnang und dann der Schock in Aue, als man es nicht mehr selbst in der Hand hatte. Dann kam der spielfreie Himmelfahrtstag mit dem Last-Second Sieg der Krefelder gegen Emsdetten und schließlich das Derby gegen Braunschweig, bei dem man für einen Matchball gegen Hildesheim alles gab und dann tatsächlich vor heimischem Publikum den lang ersehnten Aufstieg feiern konnte. Was für eine Saison, was für eine Achterbahn der Gefühle.  

Als der Spielerbus dann endlich in Vinnhorst ankam, erwartete die Mannschaft die nächste Überraschung. Der Fanbus war schon da und empfing das Team mit einem Spalier aus Feuerwerk, ehe alle viel später den Weg nach Hause antraten. Aber einmal musste die Mannschaft dann noch performen, ehe es in den wohlverdienten Urlaub ging. Bei der offiziellen Aufstiegsfeier am Samstag in Vinnhorst wurden die Jungs noch einmal gebührend gefeiert. Bei einigen gekühlten Getränken wurden fleißig Autogramme geschrieben und noch einmal das Geleistete gewürdigt. Natürlich wurden auch noch einmal die verabschiedet, die den Weg des TuS in der kommenden Saison nicht mehr aktiv begleiten. Trainer Davor Dominikovic fand für jeden der Abgänge noch einmal die richtigen Worte und rückte auch sein Trainerteam noch einmal in den Vordergrund.

Und dann war sie vorbei, diese Saison, die Vinnhorst endgültig auf die Landkarte des deutschen Handballs bringen sollte. Es ist ein absoluter Wahnsinn, was dieses Team in dieser Saison geleistet hat, aber auch, wie sich die Unterstützung durch die Fans in Hannover entwickelt hat. Während der Zuschauerdurchschnitt sich von Spiel zu Spiel gesteigert hat, waren am Ende alle vier Aufstiegsspiele restlos ausverkauft. Die Glückwünsche aus der Region und dem ganzen Land sind von der Mannschaft und den Verantwortlichen mit viel Stolz aufgenommen worden und mit viel Dankbarkeit. Im Hintergrund wird bereits eifrig an den neuen Herausforderungen gearbeitet, die auf den Verein zukommen, sowohl sportlich als auch organisatorisch. So bleibt noch zu sagen, wir freuen uns wahnsinnig auf die kommende Saison in der zweiten Handball Bundesliga.  

Für den TuS spielten: Stefan Hanemann, Colin Räbiger und Ivan Budalic (1) – Tim Otto (3/1), Falk Kolodziej (1), Jakob Bormann(3), Silas Reichmann (1), Maurice Lungela (2), Lukas Siegler (4), Milan Mazic (3), Jonas Gertges (3/1), Marko Buntic (5), Yannik Müßner (4), Nils Schröder, Tolga Durmaz (2), Matthias Hild (4).